Unter Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) versteht man Kiefergelenkserkrankungen mit vielschichtigen Ursachen, das die Fehlfunktion der Beziehung von Schädel (Cranium) und Unterkiefer (Mandibula) beschreibt. Die Symptome sind dabei zum einen in typisch zahnmedizinischen Bereichen (abgeriebene Zähne, empfindliche Zahnhälse, Schmerzen im Kiefergelenk oder Kiefer, Kiefergelenkknacken) zu finden, zum anderen auch in den umliegenden Bereichen. Dies reicht von Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Schlafstörungen bis hin zu Nackenproblemen. Die Therapie der Schmerzen erfolgt nach einer manuellen Funktionsdiagnostik mit Hilfe einer Unterkiefer Aufbissschiene, ggf. in Kombination mit Physiotherapie.
Häufig werden diese komplexen Zusammenhänge nur unzureichend erkannt, was den Behandlungserfolg verringert. Deswegen arbeiten wir eng mit Orthopäden, Physiotherapeuten, Hals-Nasen-Ohrenärzten und Psychologen zusammen, um unseren Patienten eine umfassende Behandlung anbieten zu können.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Sind wir gesund und gut erholt (zum Beispiel im Urlaub), haben wir in der Regel 8-15 Minuten maximale Zahnkontakte pro Tag. Diese treten beim Zerkleinern „dünner“ Nahrung (Salatblätter) und beim Schlucken auf. Die zunehmende psychische Belastung im Alltag verarbeiten wir jedoch nicht mehr durch Bewegung und körperliche Aktivität, sondern wir „beißen uns durch“, müssen „die Zähne zusammenbeißen“. Dafür ist unser Kausystem nicht ausgelegt, was zu massivem Abrieb der Zähne, überempfindlichen Zahnhälsen und einer Überbeanspruchung der Kaumuskulatur führen kann.
Therapie der CMD: Zunächst müssen mit einer umfangreichen Untersuchung der Mundhöhle, Kiefergelenke und Kaumuskulatur, der sogenannten manuellen Funktionsanalyse, die geschädigten Gebiete (Zähne, Muskeln, Gelenke) untersucht werden, um festzustellen, in welche Richtung therapiert werden soll. Am häufigsten wird die CMD- Problematik durch muskuläre Verspannungen ausgelöst.
Mit Hilfe der TENS-Therapie (Fa. Myotronics, Fa. Schwamedico) kann die Kaumuskulatur entspannt werden und mit einem Aqualizer eine zahnunabhängige, von den Kiefergelenken und den Kaumuskeln bestimmte Bisslage gefunden werden. Dadurch können Störkontakte durch abgeriebene oder gekippte Zähne, fehlerhafte Füllungen oder Zahnersatz aufgehoben werden und das muskuläre Gleichgewicht wiederhergestellt werden.
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Die in einem Bewegungssimulator (Artikulator) montierten Modelle ermöglichen eine auf den jeweiligen Patienten optimal abgestimmte Herstellung einer Aufbissschiene. Diese bewirkt eine Entspannung und eine Herabsetzung der nächtlichen Überaktivität der Kaumuskeln. |
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Exakt für den Patienten angepasste Schienen mit einem Unterzungenbügel können klein gestaltet sein, so dass der Tragekomfort deutlich höher ist, als bei einer „einfachen Kunststoffschiene“. |
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Durch eine gut eingestellte Führung des Unterkiefers kommt es zur Entlastung der Kiefergelenke und der Kaumuskeln. |
- Von chronischen Schmerzpatienten werden öfter „Zahnschmerzen“ angegeben, obwohl die eigentliche Ursache Verhärtungen in der Muskulatur sind.
- Da der Kopf sowohl von den vorderen Muskeln, den Kaumuskeln, als von den Nackenmuskeln gehalten und bewegt wird, ist häufig ein direkter Zusammenhang von Bissfehlstellung und Nackenfehlstellung anzutreffen.
- Wirbelsäulenprobleme, hervorgerufen durch eine Fehlbisslage, wird der Orthopäde durch Einrenken, Massagen und Spritzen häufig allein nicht behandeln können, die Beschwerden werden nach kurzer Zeit wiederkehren.
Weitere Informationen zu den Ursachen der CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion)
Der Physiotherapeut dehnt verkürzte Bänder, die Gelenkkapsel und Muskulatur auf und macht Koordinationsübungen, um eine besseres Zusammenspiel aller Muskelgruppen zu erzielen. Nach erfolgreicher Schienentherapie (dies kann im Anfang wöchentliches Einschleifen der Schiene in der Praxis bedeuten!) und Erzielen einer stabilen Bisslage, kann es erforderlich sein, die erreichte Position durch Füllungen, Zahnersatz oder Kieferorthopädie dauerhaft zu stabilisieren.
Ist eine korrekte und entspannte Bisslage nach Schienentherapie und Physiotherapie gefunden worden, können vom Zahntechniker die Kauflächen in dieser Position aufgewachst und vom Zahnarzt mit Kunststoff (Repositionsveneers) und Langzeitprovisorien im Mund übertragen werden. So kann der Patient zunächst die neue Bisslage ausprobieren, ohne dass teurer neuer Zahnersatz hergestellt werden muss, der dann ggf. nachträglich geändert werden müsste.
Wichtig bei der Schienenbehandlung ist die Selbstkontrolle des Patienten tagsüber, um die Knirschphasen auf die Zeit zu begrenzen, in der die Schiene getragen wird.
Vor allem wenn die Schmerzen schon über Monate oder Jahre andauern, hat sich der Schmerz als eigenständiges Krankheitsbild verselbstständigt. In solchen Fällen ist es häufig hilfreich mit Hilfe von Psychotherapie die eigentliche Ursache zu suchen und eine Stressbewätigungsstrategie zu entwickeln.